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Stelle rücken könnte. Seine Kleidung war nach deutscher Art einfach.
Er trug Gewänder, von der fleißigen Hand seiner Gemahlin verfertigt,
Strümpfe und leinene Beinkleider, mit farbigen Bändern kreuzweise
umwunden, ein leinenes Wamms und darüber einen einfachen Rock mit
seidenen Streifen, seltener einen viereckigen Mantel, von weißer oder
grüner Farbe; aber stets hing ein großes Schwert mit goldenem Wehr-
gehänge an seiner Seite. Nur an Reichstagen und hohen Festen er-
schien er in voller Majestät, mit einer goldenen, von Diamanten strahlen-
den Krone auf dem Haupte, angethan mit einem lang herabhängenden
Talare, mit goldenen Bienen besetzt.
Karl war auch ein großer Kriegsheld. Von allen Völkern, die
er besiegte, machten ihm die heidnischen Sachsen, welche damals
zwischen Hessen-Thüringen und der Ostsee wohnten, am meisten zu
schaffen. Diese wollten durchaus nicht ihrem heidnischen Glauben ent-
sagen und hatten jeden Glaubensboten, der ihnen die christliche Religion
predigen wollte, von sich gestoßen. Da zog Karl der Große das Schwert
gegen sie, um sie mit Gewalt zur Taufe zu treiben. Aber der Kampf
dauerte 30 Jahre (von 772—803) bis sie und Wittekind, ihr tapferer
Anführer, endlich das Christenthum annahmen und sich taufen ließen.
Wittekind wurde unter Karl's Oberherrschaft Herzog der Sachsen;
denn Karl hatte sein großes Reich, welches das Land der Franken
(Frankreich), einen Theil von Spanien, das nördliche Italien,
die Niederlande und Deutschland nördlich bis zur Nord- und
Ostsee und östlich bis zur Elbe und zum Raabflusse in Ungarn um-
faßte — in mehrere kleine Bezirke getheilt, und darin als Gehülfen
in der Regierung Herzoge, Burg- oder Markgrafen angestellt,
welche ihm Berichte einsenden mußten und Befehle von ihm erhielten.
Hatte er so einen Befehl mit seinem Degenknopf unterstegelt, so pflegte
er zu sagen: „Hier ist mein Befehl, und hier — indem er an das
Schwert schüttelte — ist der, welcher ihm Gehorsam verschaffen soll."
Im Jahre 800 wurde Karl der Große als Schirmherr der Kirche
vom Papste gegen dessen Feinde um Hülfe angerufen; er leistete diese,
indem er selbst nach Italien zog. Da geschah es, daß — als er am
Weihnachtstage in der Peterskirche, angethan mit einem langen Purpur-
mantel, mit allem Volke die Geburt des Heilandes feierte und andächtig
in seinem Betstuhl kniete — der Papst Leo Iii. zu ihm trat, ihm
eine mächtige Krone auf das Haupt setzte und ihn unter dem Jubelrufe
des Volkes zum römischen Kaiser krönte. Von jener Zeit an führten
seine Nachfolger in Deutschland diesen Titel.
Eine feste Residenz hatte Karl nicht; er wohnte da, wo seine Gegen-
wart mn nöthigsten war — am liebsten aber hielt er sich zu Aachen
auf, wo er auch begraben ist. Er starb am 28. Januar 814 in einem
Alter von 72 Jahren. Sein Leichnam wurde in einer Gruft im Dome
zu Aachen, aufrecht auf vergoldetem Stuhle sitzend, im vollen kaiser-
lichen Ornat, mit einem Evangelienbuch auf dem Schooße und einer
goldenen Pilgertasche um die Hüfte, bestattet und in dieser Stellung
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Extrahierte Ortsnamen: Sachsen Hessen-Thüringen Ostsee Sachsen Frankreich Spanien Italien Niederlande Deutschland Ostsee Ungarn Italien Peterskirche Deutschland Aachen
204
Eine zahllose Volksmenge harrte auf den Straßen und im Dome
auf den feierlichen Zug, und die Geistlichkeit, angethan mit prächtigen
Gewändern, hatte sich an der Pforte des Gotteshauses versammelt, den
König zu empfangen. Als dieser unter dem Jubelruf des Volkes er-
schien, trat der Erzbischof von Mainz, Hildebert, hervor und
faßte des Königs rechte Hand und führte ihn in die Mitte der Kirche,
wo er von dem ganzen versammelten Volke gesehen werden konnte.
Dann sprach er: „Hier steht der von Gott erkorne, vom König Hein-
rich bezeichnete und von den Fürsten anerkannte König der Deutschen.
Wenn das Volk diese Wahl billiget, so erhebe es zum Zeichen dessen
die^Rechte auf zum Himmel!" Jubelnd streckten alle die Hand empor,
der betäubende Zuruf: „Heil unserm König Otto! Heil seinem
Geschlecht!" erfüllte die Tempelhallen, und draußen vor den Thüren
wiederhallte dieser Ruf von den Tausenden, die die Mauern umjauchzten.
Chöre fielen ein und sangen Psalmen, Pauken und Trompeten schmetter-
ten dazwischen, und die Geistlichen sanken am Altare nieder, um des
Himmels Segen auf den neuen Herrscher herabzuflehen.
Als der erste Sturm der Begeisterung vorüber war, führte der
Erzbischof den König vor den Altar, wo die Reichskleinodien lagen.
Er umgürtete ihn mit dem Reichsschwert — legte ihm den Königs-
mantel an,— gab ihm das Zepter in die Hand, salbte ihn mit
geweihetem Öle und setzte ihm mit Hülfe der Erzbischöfe von Köln
und Trier die Krone auf das Haupt. Nachdem dieses geschehen war,
führten ihn alle drei auf einen Thron, der zwischen zwei Marmorsäulen
aufgerichtet war, hielten ein feierliches Hochamt und ließen den Lobgesang
anstimmen.
Da saß der vierundzwanzigjährige König; das blühende Gesicht und
die hohe Stirne von blonden Locken umwallt. Er gedachte an die
Thaten des unter ihm in der Gruft ruhenden Kaisers Karl und ge-
lobte im Herzen, jenes großen Vorfahren würdig zu regieren. Aller
Blicke waren auf den sinnenden König gerichtet, bis er sich endlich er-
hob und die Kirche verließ. Unter erneutem Beifallsruf bewegte sich
der Zug in die königliche Pfalz, wo das Krönungsmahl begann. Die
deutschen Herzoge hatten die Bewirthung übernommen, und rechneten es
sich zur Ehre, ihm persönlich zu dienen und bei der Tafel aufzuwarten.
Der Herzog Eberhard von Franken trug die Speisen auf, er war
Truchseß; Hermann, Herzog in Schwaben, schenkte den Wein ein
und verrichtete das Amt eines Mundschenken; Arnulf, Herzog von
Bayern, sorgte für das Hoflager und das Heer, er verrichtete die
Geschäfte eines Marschalls; der Herzog Giselbert von Lothrin-
gen sorgte für die königlichen Zimmer, er war Kämmerer. So
entstanden die sogenannten Erzämter am kaiserlichen Hofe, welche bei
der Krönung ein Vorrecht der Wahlfürsten (Kurfürsten) blieben, die
sie aber nachher nicht mehr in eigener Person, sondern durch ihre Ge-
sandten verrichteten. Die Erzbischöfe von Mainz, Köln und Trier-
nahmen von jetzt an das Krönungsrecht in Anspruch. —
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Hrsg.: Nowack, Hugo, Steinweller, F., Sieber, Hermann, Rohn, R. A., Paust, J. G.
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§ 14. Friedrich Barbarossa und die Hohenstaufen.
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zu den Seinen. — Da das Ziel aller dieser Kämpfe für ihn unerreichbar
war, gab er den Kampf auf. In Venedig schloß er mit dem Papste und
den lombardischen Städten Frieden. Diese erkannten Friedrichs Oberhoheit
un, aber ihre Freiheiten, wie z. B. die Wahl ihrer Bürgermeister, wurden
ihnen gelassen.
4. Heinrich der Löwe hatte sich bei Fürsten und Bischöfen durch sein
gewalttätiges Auftreten verhaßt gemacht. Er wurde deshalb beim heim-
kehrenden Kaiser, der ja auch Heinrich grollte, verklagt und von diesem ge-
ächtet; er verlor seine Länder. Bayern erhielt Otto von Wittelsbach, der
Stammvater des bayrischen Herrscherhauses. Sachsen wurde geteilt. Nach
tapferer Verteidigung unterwarf sich Heinrich dem Kaiser in Erfurt, bat
ihn fußfällig um Gnade und erhielt sein Erbland, Braunschweig und Lüne-
burg, wieder, wo bis vor kurzem seine Nachkommen regierten.
5. Zu einem Friedensfeste wurde der Reichstag, den Friedrich 1184
zu Mainz abhielt. Hier erschienen die deutschen Fürsten und Bischöfe, und
Gesandte aus Frankreich, England, Italien und Spanien. Man zählte
70000 Ritter; unzählbar war die übrige Menge des Volkes. Sie alle
wurden auf Kosten des Kaisers bewirtet. Ritterliche Kampfspiele, Gast-
mahle und Wettgesänge der Minnesänger wechselten in bunter Reihe. Noch
lange nachher sprach man von diesem Feste in Deutschland. Noch einmal
zog der Kaiser nach Italien. Ehrfurchtsvoll wurde er aufgenommen. Er
vermählte seinen ältesten Sohn Heinrich mit Konstantia, der Erbin des
Normannenreiches in Süditalien.
6. Kreuzzug und Tod. So schien der Abend dieses Heldenlebens
ruhig zu verlaufen. Da erscholl die Kunde: Sultan Saladin von Ägypten
hat Jerusalem erobert! Friedrich sammelte ein großes Krenzheer und ge-
langte glücklich nach Kleinasien. Unter Entbehrungen aller Art und An-
griffen der Türken litt das Heer furchtbar. (Uhland: Schwäbische Kunde.)
Endlich besiegte der Kaiser die Türken vollständig. Als sein Heer an den
damals wasserreichen Saleph (Cilicien) kam, dauerte dem Kaiser der Über-
gang zu lange, und er sprengte in die Flut. Aber die Wellen rissen ihn
hinweg, und nur seinen Leichnam vermochten die Seinen zu retten. Lautes
Wehklagen der Deutschen erfüllte Tag und Nacht die Luft. In Antiochia
wurden seine Gebeine beigesetzt, 1190. Er selbst aber lebte fort in der
Liebe und Sage des deutschen Volkes, das von ihm erzählte: im Kyff-
häuser schlafe er und werde einst wiederkommen, um des Reiches Herrlich-
keit zu erneuern. Das ist geschehen 1870 und 1871: Kaiser Rotbart ist als
Kaiser Weißbart (Kaiser Wilhelm 1.) auferstanden! (Rückert: Der alte Barba-
rossa, und Geibel: Kaiser Rotbart.) (Siehe Abbild.: Das Kysfhäuser-Denkmal.)
7. Barbarossas Nachfolger waren zwar gewaltige Regenten, doch
verbrauchten sie ihre besten Kräfte im Kampfe mit den übermächtig ge-
wordenen Päpsten. Am furchtbarsten entbrannte dieser zur Zeit Friedrichs Ii.
Zu seiner Zeit wurden die Mongolen von dem Herzog Heinrich dem
Frommen durch die Schlacht bei Wahlstatt 1241 am weiteren Vordringen
nach Westen aufgehalten. Mitten im Kampfe mit dem Papste und den
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§ 18. Das Konzil zu Konstanz.
29
§ 18. Das Konzil zu Konstanz.
1. Zustünde im Reich und in der Kirche. Zu derselben Zeit, in
der sich im Reiche mehrere Kaiser bekämpften, herrschte auch in der Kirche
arge Verwirrung. Im Jahre 1305 hatte der König von Frankreich den
Papst gezwungen, seinen Aufenthalt in Avignon zu nehmen. Siebzig
Jahre haben die Päpste von hier aus die Kirche regiert. Sie waren in
dieser Zeit in der Gewalt der Könige von Frankreich und mußten sich deren
Willen fügen. Diese sogenannte „babylonische Gefangenschaft" der Kirche
wurde 1377 durch die Rückkehr des Papstes nach Rom beendet. Nun aber
traf ein noch größeres Unglück die Kirche; denn jetzt wählten einige französisch
gesinnte Kardinäle einen anderen Papst, der neben jenem Papste in Rom
von Avignon aus herrschte. Noch größer wurde die Verwirrung, als ein
Konzil (Kirchenversammlung) zu Pisa die beiden Päpste absetzte und einen
neuen Papst wählte. Jene Päpste regierten weiter, und so gab es gar drei
Päpste, die sich gegenseitig befehdeten. Das war ein überaus trauriger
Zustand, den fromme Christen tief beklagten, und der mancherlei Mißbräuche
in der Kirche und einen Verfall von Zucht und Sitte bei Geistlichen und
Laien zur Folge hatte. —
2. Konzil zu Konstanz. Als Kaiser Sigismund endlich allgemeine
Anerkennung gefunden hatte, da veranlaßte er den Papst, der in Rom
wohnte, dazu, daß er eine allgemeine Kirchenversammlung nach Konstanz
am Bodensee berief. Hier sollte 1. die Kirchenspaltung aufgehoben, 2. eine
Reformation (d. i. Verbesserung) der Kirche an Haupt und Gliedern vor-
genommen und 3. die Ketzerei ausgerottet werden. Im Jahre 1414 wurde
dieses Konzil eröffnet, das zugleich ein Reichstag war. Es war das glän-
zendste Konzil des ganzen Mittelalters; denn mehr als 3oo hohe geistliche
Würdenträger, eine große Zahl von Gelehrten, viele Fürsten und die Ver-
treter der Städte, sie alle hatten sich mit zahlreichem Gefolge in Konstanz
eingefunden. Zeitweise waren mehr denn 100 000 Fremde in der Stadt
anwesend. — Die erste Aufgabe wurde gelöst, indem man alle drei Päpste
absetzte und einen neuen Papst wählte. Die Reformation der Kirche wurde
aufgeschoben. Durch die Lösung seiner dritten Aufgabe ist das Konzil be-
sonders bekannt geworden.
3. Johannes Huß. Schon in der Zeit der Hohenstaufen hatte im
südlichen Frankreich ein Kaufmann, Peter Waldus, gegen die geltende
Kirchenlehre und den Papst geeifert und Anhänger gefunden, die sich
Waldenser nannten. Die Kirche bezeichnete diese von ihr Abgefallenen
als Ketzer. — Später griff in England der gelehrte Professor Wiklef eben-
falls die Kirche an. Seine Schriften wurden weithin verbreitet. Auch an
der Universität zu Prag wurden sie bekannt, und hier trat der Prediger und
Professor Johannes Huß als eifriger Verteidiger derselben auß — Er war
ein Böhme und stand als Prediger in hohem Ansehen. Er eiferte anfangs
gegen die Mißbräuche, die sich in die Kirche eingeschlichen hatten. Als er
aber gegen die weltliche Macht des Papstes predigte und für die Laien
auch den Kelch beim heiligen Abendmahl forderte, da wurde er mit dem
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§ 9. Karl der Große.
endlich und ließ sich taufen. (Platen: Wittekind.) So fand auch hier das
Christentum Eingang. Die Sachsen wurden milde behandelt, behielten viele
Freiheiten, mußten aber den Zehnten zahlen.
4. Karl erweiterte sein Reich durch viele andere Kriege. Erwürbe
vom Papste zu Hilfe gerufen, der von dem Langobardenkönige angegriffen
worden war. Karl zog um so lieber in diesen Krieg, da der Ruhestörer
auch ihm feindlich gesinnt war. Er eroberte des Feindes Hauptstadt Pavia,
nahm ihn selbst gefangen und schickte ihn in ein Kloster. Die Krone der Lango-
barden, deren innerer Reif aus einem Nagel von Christi Kreuze geschmiedet
sein soll, und die man darum die „eiserne" nennt, setzte er sich aufs Haupt.
Karls Ruhm war weithin erschollen; darum rief ihn auch ein moham-
medanischer Maurenstamm in Spanien gegen einen anderen zu Hilfe.
Er überschritt die Pyrenäen und eroberte rasch das Land bis an den Ebro.
Später gründete er hier die spanische Mark. Auf dem Rückwege wurde
die Nachhut des Heeres in dem Tale von Roncesvalles von Bergvölkern
überfallen. Unter den Erschlagenen befand sich auch Karls Neffe Roland.
(Dieser ist der Mittelpunkt eines ganzen Sagenkreises geworden, lies z. B.
Uhland: Gedichte von Roland.) — Auch die Ostgrenze sicherte Karl durch
die Ostmark an der Donau. Die Eider wurde die Grenze gegen Dänemark.
5. Krönung. So hatte Karl ein Reich errichtet, das an das alte
römische erinnerte. Als er am Weihnachtsfeste 800 in Rom weilte, setzte
ihm der Papst in der Peterskirche die goldene Kaiserkrone aufs Haupt, und
alles Volk rief jubelnd: „Leben und Sieg dem von Gott gekrönten römischen
Kaiser Karl!" So wurde Karl römischer Kaiser und Schirmherr der Kirche.
6. Auch als weiser Regent hat sich Karl erwiesen. Er pflegte den
religiösen Sinn und förderte die Bildung seiner Untertanen, indem er
tüchtige Geistliche anstellte, den Gottesdienst verschönte durch Orgelklang
und guten Gesang, und indem er gute Predigten ins Deutsche übersetzen
ließ. — Karl hatte an sich selbst erfahren, wie traurig es ist, wenn man
in der Jugend nicht den notwendigen Unterricht empfängt. Er erlernte
erst mit vierzig Jahren das Schreiben. Darum gründete er viele Schulen
in Klöstern und in seinen Schlössern. Oft besuchte er dieselben selbff.
(Gerok: Wie Kaiser Karl Schulvisitation hielt.) — Alle Wissenschaften
wurden gepflegt. Besonders aber pflegte er den Nationalgeist der Deutschen,
indem er die alten Sagen und Heldenlieder des Volkes sammeln ließ, den
Monaten und Winden deutsche Namen gab, und indem er bestimmte, daß
in den Kirchen deutsch gepredigt würde.
Durch Anlegung von Straßen, Brücken und Kanälen hob er den
Handel und das Gewerbe. Besonders begünstigte er die Baukunff;
die Marienkirche und sein Palast zu Aachen waren wahre Wunderwerke.
— Den Ackerbau hielt er für die wichtigste Quelle des Wohlstandes. Er
gab für denselben weise Vorschriften und ging auf seinen Gütern durch
Einrichtung von Musterwirtschaften mit gutem Beispiele voran.
Die Verwaltung des großen Reiches war genau geordnet. Dasselbe
war in Gaue geteilt, über die Karl Grafen setzte. Diese hatten bei den
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§ 12. Heinrich Iv. und Papst Gregor Vii.
römisches Reich deutscher Nation. Die Verbindung Italiens mit Deutsch-
land chat diesem schwere Opfer gekostet, aber doch auch fördernd auf die
Entwickelung der roheren Deutschen eingewirkt.
5. Ottos Ende und seine Nachfolger. Bei Ottos letztem Reichs-
tage^ den er zu Quedlinburg hielt, zeigte sich seine ganze Macht. Hier
erschienen Gesandte mit Tribut aus Dänemark, die Fürsten der Böhmen
und der Polen, selbst die Ungarn sandten Geschenke. Im weiten Reiche
ward Ottos Oberhoheit anerkannt. Friede herrschte allerorten, der Wohl-
stand wuchs, auch in den jungen Städten, in denen Handel und Gewerbe
gedieh. Mit Recht nannte man Otto schon bei Lebzeiten den „Großen".
Seine Nachfolger Otto Ii. und Iii. starben frühe.
§ 12. Heinrich Iv. und Papst Gregor Vii.
1. Abstammung Heinrichs. Nach dem sächsischen Kaiserhause kam
das fränkische oder salische zur Regierung, indem die Fürsten 1024 Kon-
rad Ii. von Franken zum Kaiser wühlten. Dieser und sein Sohn Hein-
rich Iii. gehören zu den mächtigsten Kaisern. Heinrich Iii. starb leider
schon, als sein Sohn und Nachfolger, Heinrich Iv., erst 6 Jahre alt war.
2. Die Jugend dieses Fürsten war sehr bewegt. Seine Erziehung
leitete zunächst seine Mutter Agnes, die zugleich Regentin war. Die Für-
sten erlangten von ihr viele Rechte, und so wurde die Kaisermacht ge-
schwächt. Einer der mächtigsten Fürsten war Hanno, Erzbischof von Köln.
Er raubte der Mutter den jungen König bei Kaiserswerth und entführte
ihn auf seinem Rheinschiff nach Köln. Nun machte sich Hanno zum Re-
genten des Landes und Vormunde Heinrichs. Durch große Strenge suchte
er den Leichtsinn des Fürstensohnes zu zügeln, pflanzte aber dadurch Heim-
tücke in sein Herz. Später bemächtigte sich des jungen Kaisers der Bischof
Adalbert von Bremen. Dieser nährte den hochfahrenden Sinn Heinrichs,
verdarb ihn durch Schmeichelei und gestattete ihm die Befriedigung jeder
Sinnenlust; dazu flößte er ihm Haß ein gegen die aufstrebenden Fürsten,
besonders gegen die sächsischen Großen.
3. Kampf mit den Sachsen. Erst 15 Jahre alt, wurde Heinrich
mündig erklärt und begann nach Laune und Willkür zu regieren. Er be-
drückte die Sachsen, setzte einige ihrer Fürsten ab, erbaute in ihrem Lande
Zwingburgen und forderte drückende Abgaben. Die Sachsen griffen zu
den Waffen, um die verhaßten Franken zu vertreiben. Sie belagerten
Heinrich in der Harzburg, und dieser mußte auf heimlichen Wegen ent-
fliehen. Die Harzburg und viele andere Schlösser wurden zerstört und
selbst Kirchen und Grüfte von den ergrimmten Sachsen nicht verschont.
Im nächsten Jahre schlug sie Heinrich mit einem Stüdteheere. Nun kannte
seine Strenge und Rachsucht keine Grenzen. Aber die so hartbedrüngten
Sachsen verklagten jetzt den Kaiser bei dem Papste.
4. Gregor Vii. Dieser, als Mönch Hildebrand geheißen, der Sohn
eines Bauern, hatte sich ausgezeichnet durch regen Eifer für die Sache der
Kirche und eigene Sittenreinheit. Er wollte die Macht des Pavstes über
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Hrsg.: Nowack, Hugo, Steinweller, F., Sieber, Hermann, Rohn, R. A., Paust, J. G.
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§ 12. Heinrich Iv. und Papst Gregor Vii.
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die des Kaisers stellen, zugleich aber auch die Kirche von Mißbräuchen
reinigen. Er verbot den Verkauf geistlicher Stellen, den man nach Ap.-
Gesch. 8, 18 ff. Simonie nannte. Er gebot den schon früher, aber mit
geringem Nachdrucke geforderten Zölibat, d. i. die Ehelosigkeit der Prie-
ster, damit diese nicht weiter durch die Sorge für ihre Familien getrieben
würden, sich um Fürstengunst zu bewerben. Er forderte das Recht, Bi-
schöfe einzusetzen und mit ihren Bistümern, die doch Lehen vom Kaiser
waren, zu belehnen (das Recht der Investitur).
5. Streit zwischen Kaiser und Papst. Namentlich die letzte For-
derung konnte der Kaiser nicht bewilligen, denn sonst verlor er alle Gewalt
über die großen Kirchengüter. Als nun Gregor Vii. Ihn gar noch zur Ver-
antwortung wegen der Bedrückung der Sachsen nach Rom rief, da erklärte ihn
Heinrich auf einer Bischofsversammlung zu Worms für abgesetzt. Der Papst
antwortete mit dem Banne und sprach die Untertanen von dem Treueide,
den sie Heinrich geschworen hatten, los. Die Fürsten, die ihn haßten,
drohten, einen neuen König wählen zu wollen, wenn nicht in Jahresfrist der
Bann gelöst sei. Der vorher so übermütige Heinrich zog trotz großer Winter-
kälte nach Rom, um sich vom Papste Lossprechung zu erbitten. Nur seine
treue, von ihm oft geschmähte Gemahlin Berta und wenig Getreue be-
gleiteten ihn. Unsägliche Beschwerden mußten auf der gefährlichen Reise
über die Alpen mitten im Winter überstanden werden. Endlich kam man
in der Poebene an. Der Papst war schon auf dem Wege nach Deutsch-
land, wo er über Heinrich zu Gericht sitzen wollte. Er fürchtete, Heinrich
käme, sich zu rächen. Er floh darum auf das feste Schloß Kanossa (süd-
westlich von Modena). Im Hofe der Burg stand Heinrich drei Tage im
härenen Bußgewande als Bittender. Nach reuigem Fußfall und dem Be-
kenntnis seiner Schuld sprach ihn der Papst vom Banne los. Aber diese
unerhörte Demütigung des deutschen Königs verschaffte Heinrich in Deutsch-
land viele Freunde. Voll Ingrimm kam er heim. Die deutschen Fürsten
hatten in Rudolf von Schwaben einen neuen König gewählt. Heinrich
zog gegen ihn. In der Schlacht an der Elster ward Rudolf die rechte
Hand abgehauen. Sterbend sprach er: „Das ist die Hand, mit der ich
Heinrich Treue schwur!" Als sich Heinrich in Deutschland wieder An-
erkennung verschafft hatte, zog er nach Rom, belagerte Gregor in der Engels-
burg und setzte einen neuen Papst ein, der ihn zum Kaiser krönte.
6. Gregor entfloh nach Salerno und starb mit den Worten: „Ich
habe das Recht geliebt und das Unrecht gehaßt, darum sterbe ich in der
Verbannung!" Obgleich Heinrich durch das viele Unglück ein anderer ge-
worden war, so fand er doch keine Ruhe. Sein Sohn Heinrich empörte
sich gegen ihn und setzte ihn sogar gefangen. Zwar entfloh er der Haft.
aber dies neue Leid brach ihm das Herz. Er starb 1106 zu Lüttich, während
er einen Zug gegen seinen Sohn vorbereitete. Seine Leiche wurde, da er
im Banne gestorben war, erst 1111 zu Speier beigesetzt. — Heinrichs V.
Leben war gleichfalls mit Kümpfen erfüllt. Er starb kinderlos und unbe-
trauert 1125. Mit ihm erlosch das salische Kaiserhaus.
F. Hirts Realienbuch. Nr. 20.
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Extrahierte Ortsnamen: Sachsen Rom Worms Rom Deutsch- Modena Burg Deutsch- Deutschland Rom Salerno
Hrsg.: Nowack, Hugo, Steinweller, F., Sieber, Hermann, Rohn, R. A., Paust, J. G.
Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
Schultypen (WdK): Simultanschule
Schultypen Allgemein (WdK): Simultanschule
Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
Konfession (WdK): Konfessionell gemischt
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§ 13. Der erste Kreuzzug.
Aufgaben: 1. Erkläre Heinrichs I. Beinamen: Finkler, Städteerbauer! 2. Wie
rüstete sich Heinrich I. zum Entscheidungstampfe gegen die Ungarn? 3. Wie suchte
Otto I. die Kaisergewalt zu befestigen? 4. Erzähle von Ottos Kämpfen! — 5. Warum
wies Heinrich Iv. die Forderungen Gregors Vii. zurück? 6. Heinrich Iv. in Worms
und in Kanossa! 7. Nenne die Kaiser aus dem sächsischen und fränkischen Hause! 8.
Erkläre: Wahlreich, Erzämter, Simonie, Zölibat, Investitur, Bann!
8 13. Der erste Kreuzzug.
1. Ursache. Schon in den ersten Jahrhunderten unserer Zeitrechnung
waren viele frommen Christen nach Palästina gepilgert, um an den heiligen
Stätten, wo der Heiland und seine Apostel gewandelt waren, ihre Andacht
zu verrichten. Besonders zahlreich geschahen solche Wallfahrten, seitdem
Helena, die Mutter des ersten christlichen römischen Kaisers (Konstantin)
zu Jerusalem die Kirche des heiligen Grabes hatte erbauen lassen. Ein Gebet,
an dieser Stelle gesprochen, hielt man für ganz besonders wirksam. —
Hierin wurden die christlichen Pilger auch dann wenig gestört, als die
Araber Jerusalem erobert hatten. Im 11. Jahrhundert aber wurden die
Türken Herren des Landes. Von ihnen wurden die heiligen Stätten ent-
weiht, die dort wohnenden Christen harr bedrückt und die fremden Pilger
ausgeplündert, mißhandelt oder gar getötet. Die Klagen der ins Abend-
land Heimkehrenden reizten die gesamte Christenheit zu wildem Grimm.
Namentlich taten dies die Erzählungen eines Pilgers, namens Peter aus
Amiens (Amiäng), der selbst schwere Mißhandlungen erfahren hatte und,
heimgekehrt, Italien und Frankreich durchzog. Papst Urban Ii. berief
eine Kirchenversammlung nach Clermont (westlich von Lyon) in dieser An-
gelegenheit, forderte zur Befreiung Palästinas auf und riß die Herzen
aller Zuhörer durch seine Rede hin. Voll Begeisterung rief alles Volk:
„Gott will es!" Tausende hefteten auf ihre rechte Schulter ein rotes
Kreuz, um als Kreuzfahrer an dem Zuge nach Palästina, den man Kreuz-
zug nannte, teilzunehmen. Ungeordnete Scharen machten sich sogleich auf
unter Führung des feurigen Peter, doch fanden sie meist kläglichen Untergang.
2. Gottfried von Bouillon (Bnjong), Herzog von Lothringen, war
einer der Hauptführer, die inzwischen ein geordnetes Heer sammelten, das
an Grafen, Rittern und Volk über V2 Million zählte. Auf verschiedenen
Wegen zog man bis in die Nähe von Konstantinopel. Von hier aus
setzten die Kreuzfahrer nach Asien hinüber. Hunger und Durst, das un-
gewohnte Klima und ausbrechende Seuchen rafften Tausende hin. Viel-
fache Überfälle der Türken und Uneinigkeit unter den Führern hielten die
Kreuzfahrer auf. Endlich gelangten sie vor das feste Antiochia, das er-
obert wurde. Bald darauf aber schloß eiu Türkenheer die Christen in der
Stadt ein, und die Not war groß. (Auffindung der heiligen Lanze.) Doch
voll Todesverachtung stürzten sich die halbverhungerten Pilger auf die
Türken und erzwangen sich den Weg nach Jerusalem, bei dessen Anblick
sie auf die Kniee fielen und weinten.
3. Die Eroberung Jerusalems aber war schwierig, denn die Stadt
war stark befestigt und wurde von 60000 Streitern verteidigt. Zudem
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Extrahierte Ortsnamen: Ungarn Ottos Worms Kanossa Palästina Amiens Italien Frankreich Clermont Lyon Palästina Lothringen Konstantinopel Asien Antiochia Jerusalem
Hrsg.: Nowack, Hugo, Steinweller, F., Sieber, Hermann, Rohn, R. A., Paust, J. G.
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§ 14. Friedrich Barbarossa und die Hohenstaufen.
der Nuf: „Hie Welf! Hie Waibling!" Der Kaiser hatte allen Ver-
teidigern den Untergang geschworen, aber den Weibern wollte er mit ihrer
kostbarsten Habe den Abzug gestatten. Da trugen (der Sage nach) die
Frauen im seltsamen Aufzuge ihre Männer auf den Schultern „als ihr
bestes Gut" hinaus. Der Kaiser gewahrte großmütig auch den Männern
Gnade, indem er sprach: „Ein Kaiserwort soll man nicht drehen noch
deuteln!" — Er beteiligte sich an dem zweiten Kreuzzuge 1147, der aber
ohne Erfolg verlief. Vor seinem Tode empfahl er als Nachfolger seinen
Neffen.
2. Friedrich I. Durch seine Persönlichkeit ragte er über alle
Fürsten seiner Zeit hervor. Hohe Gestalt, körperliche Kraft und Schön-
heit zeichneten ihn aus. Sein Haar war blond, seine Wangen gerötet.
Seines großen rötlichen Bartes wegen nannten ihn die Deutschen Rotbart,
die Italiener Barbarossa. Er war aufrichtig fromm, wohltätig, gerecht,
streng gegen Widerstrebende, aber versöhnlich gegen den Reuigen. Er war
begabt mit durchdringendem Verstände und einem treuen Gedächtnis.
Mit den Welfen lebte er anfangs im Frieden und gab sogar Heinrich
dem Löwen die seinem Vater, Heinrich dem Stolzen, genommenen Herzog-
tümer zurück.
3. Friedrichs Kümpfe in Italien. Nachdem Friedrich in Deutsch-
land allerwärts Ordnung geschafft und mit Strenge selbst fürstliche Friedens-
störer bestraft hatte, zog er nach Italien, um das gesunkene kaiserliche An-
sehen wiederherzustellen. Hier waren die Städte, namentlich Mailand,
durch ihren Handel und die Schwäche der früheren Kaiser sehr mächtig
geworden und wollten von einer Oberhoheit des Kaisers nichts wissen.
In der ersten Zeit war Friedrich siegreich, ja, er eroberte nach zweijähriger
Belagerung das trotzige Mailand 1162 und zerstörte es. Die angesehensten
Bürger mußten barfuß, Asche aus dem Haupte und mit Stricken um den
Hals des Kaisers Gnade anrufen und Unterwerfung geloben. Ein ander-
mal aber raffte die Pest die kaiserlichen Streiter dahin. Aber noch be-
denklicher ward Friedrichs Lage, als auch der Papst, der keinen allzu-
müchtigen Kaiser haben wollte, sich mit den lombardischen Städten verband.
Mailand erstand wieder aus dem Schutte, und eine starke Festung wurde
dem Kaiser zum Trotz erbaut, die nach dem Papste Alexander den Namen
Alessandria erhielt. Friedrich konnte diese Stadt nicht erobern. Durch
das Heranrücken eines großen Städteheeres wurde Friedrich gezwungen,
von Alessandria abzulassen. Heinrich der Löwe sollte ihm frische Truppen
zuführen. Aber der treulose Welfe versagte ihm seine Hilfe und kam ohne
Heer zu einer Zusammenkunft. Da der Kaiser ohne die Unterstützung
Heinrichs, des mächtigsten Reichssürsten, seinem Gegner kaum gewachsen
war, so bat er Heinrich sogar fußfällig, die Ehre des Reiches zu be-
denken. Aber dieser blieb ungerührt. So trennten sich hier Welfe und
Waiblinger. — Friedrich griff trotzdem das größere Heer der Feinde An,
wurde aber vollständig geschlagen 1176 bei Legnano (nordwestlich von Mai-
land). Der Kaiser selbst galt für tot, und erst nach drei Tagen kam er wieder
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Extrahierte Personennamen: Friedrich_Barbarossa Friedrich Barbarossa Friedrich_I. Barbarossa Heinrich
dem_Löwen Heinrich Heinrich_dem_Stolzen Heinrich Friedrichs Friedrichs Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich Friedrichs Alexander Alexander Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich Heinrich Heinrichs Heinrichs Heinrich Heinrich Waiblinger Friedrich Friedrich
Hrsg.: Steinweller, F., Sieber, Hermann, Paust, J. G., Rohn, R. A.
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Konfession (WdK): Konfessionell gemischt
§ 12. Heinrich Iv. und Papst Gregor Vii.
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die des Kaisers stellen, zugleich aber auch die Kirche von Mißbräuchen
reinigen. Er verbot den Verkauf geistlicher Stellen, den man nach Ap.-
Gesch. 8, 18 ff. Simonie nannte. Er gebot den schon früher, aber mit
geringem Nachdrucke geforderten Zölibat, d. i. die Ehelosigkeit der Prie-
ster, damit diese nicht weiter durch die Sorge für ihre Familien getrieben
würden, sich um Fürstengunst zu bewerben. Er forderte das Recht, Bi-
schöfe einzusetzen und mit ihren Bistümern, die doch Lehen vom Kaiser
waren, zu belehnen (das Recht der Investitur).
5. Streit zwischen Kaiser und Papst. Namentlich die letzte For-
derung konnte der Kaiser nicht bewilligen, denn sonst verlor er alle Gewalt
über die großen Kirchengüter. Als nun Gregor Vii. ihn gar noch zur Ver-
antwortung wegen der Bedrückung der Sachsen nach Rom rief, da erklärte ihn
Heinrich auf einer Bischofsversammlung zu Worms für abgesetzt. Der Papst
antwortete mit dem Banne und sprach die Untertanen von dem Treueide,
den sie Heinrich geschworen hatten, los. Die Fürsten, die ihn haßten,
drohten, einen neuen König wählen zu wollen, wenn nicht in Jahresfrist der
Bann gelöst sei. Der vorher so übermütige Heinrich zog trotz großer Winter-
kälte nach Rom, um sich vom Papste Lossprechung zu erbitten. Nur seine
treue, von ihm oft geschmähte Gemahlin Berta und wenig Getreue be-
gleiteten ihn. Unsägliche Beschwerden mußten auf der gefährlichen Reise
über die Alpen mitten im Winter überstanden werden. Endlich kam man
in der Poebene an. Der Papst war schon auf dem Wege nach Deutsch-
land, wo er über Heinrich zu Gericht sitzen wollte. Er fürchtete, Heinrich
käme, sich zu rächen. Er floh darum auf das feste Schloß Kanossa (süd-
westlich von Modena). Im Hofe der Burg stand Heinrich drei Tage im
härenen Bußgewande als Bittender. Nach reuigem Fußfall und dem Be-
kenntnis seiner Schuld sprach ihn der Papst vom Banne los. Aber diese
unerhörte Demütigung des deutschen Königs verschaffte Heinrich in Deutsch-
land viele Freunde. Voll Ingrimm kam er heim. Die deutschen Fürsten
hatten in Rudolf von Schwaben einen neuen König gewählt. Henrich
zog gegen ihn. In der Schlacht an der Elster ward Rudolf die rechte
Hand abgehauen. Sterbend sprach er: „Das ist die Hand, mit der ich
Heinrich Treue schwur!" Als sich Heinrich in Deutschland wieder An-
erkennung verschafft hatte, zog er nach Rom, belagerte Gregor in der Engels-
burg und setzte einen neuen Papst ein, der ihn zum Kaiser krönte.
6. Gregor entfloh nach Salerno und starb mit den Worten: „Ich
habe das Recht geliebt und das Unrecht gehaßt, darum sterbe ich in der
Verbannung!" Obgleich Heinrich durch das viele Unglück ein anderer ge-
worden war, so fand er doch keine Ruhe. Sein Sohn Heinrich empörte
sich gegen ihn und setzte ihn sogar gefangen. Zwar entfloh er der Haft,
aber dies neue Leid brach ihm das Herz. Er starb 1106 zu Lüttich, während
er einen Zug gegen seinen Sohn vorbereitete. Seine Leiche wurde, da er
im Banne gestorben war, erst 1111 zu Speier beigesetzt. — Heinrichs V.
Leben war gleichfalls mit Kämpfen erfüllt. Er starb kinderlos und unbe-
trauert 1125. Mit ihm erlosch das salische Kaiserhaus.
F. Hirts Realienbuch. Nr. 20.
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Extrahierte Personennamen: Heinrich_Iv Heinrich Gregor_Vii Gregor Gregor_Vii Gregor Heinrich Heinrich Heinrich Heinrich Heinrich Heinrich Berta Heinrich Heinrich Heinrich Heinrich Heinrich Heinrich Heinrich Heinrich Rudolf_von_Schwaben Rudolf Henrich Rudolf Rudolf Heinrich_Treue Heinrich Heinrich Heinrich Gregor Gregor Gregor Gregor Heinrich Heinrich Heinrich Heinrich Heinrichs_V. Heinrichs_V. Hirts_Realienbuch
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